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News Teaser BildInterview mit Sebastian Finis
News Teaser Bild3x3 Basketball **Alles was man wissen muss**Max:
Hallo Sebastian, vielen Dank, dass ich hier im schönen Pankow sein darf, um mit dir über dein neues Buch zu sprechen: „3x3 Basketball – Alles, was man wissen muss“. Lass uns direkt starten. Du hast in den 1990ern selbst viel Streetball auf Berliner Freiplätzen gespielt. Welche Erinnerungen sind für dich bis heute besonders lebendig?

Sebastian:
Spontan denke ich daran, wie ich bei Wind und Wetter auf den Plätzen stand – manchmal sogar mit Handschuhen, wenn es richtig kalt war, und trotzdem Würfe genommen habe. Bevor ich im Verein organisiert 5-gegen-5 gespielt habe, war Streetball mein Ding: 1-gegen-0, 1-gegen-1, 2-gegen-2 oder 3-gegen-3 – je nachdem, wer gerade da war.

Max:
Wenn du auf diese Anfänge schaust – gerade das 3-gegen-3 – was hat dich am meisten daran gepackt? War es das Tempo, die Stimmung oder die Freiheit?

Sebastian:
Definitiv die Freiheit. Man war auf niemanden angewiesen und konnte jederzeit loslegen. Beim Tennis brauchst du immer noch einen Mitspieler. Beim Streetball reicht ein Korb und ein Ball – der springt sowieso zu dir zurück. Das kannst du stundenlang machen. Diese Unabhängigkeit, kombiniert mit der Bewegung an der frischen Luft, war für mich eine perfekte Mischung.

Max:
Aus dieser Leidenschaft ist nun ein Buch entstanden. Warum war jetzt der richtige Zeitpunkt, es zu schreiben?

Sebastian:
Es gibt eine offizielle und eine inoffizielle Antwort. Offiziell war es eine Auftragsarbeit: Der Meyer & Meyer Verlag ist auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich das Projekt übernehmen möchte. Aber ich muss sagen: Der Zeitpunkt hätte kaum besser sein können – gerade durch die jüngsten Erfolge der deutschen Teams. Ich habe gespürt, dass ein Hype entsteht und die Sportart endlich mehr Aufmerksamkeit bekommt. Spätestens seit die deutsche Frauennationalmannschaft bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris die Goldmedaille gewann – und die Spiele in ARD und ZDF live oder in der Mediathek zu sehen waren – ist 3x3 in der breiten Öffentlichkeit angekommen.

Max:
Du sprichst vom Hype. Viele Menschen haben 3x3 in den letzten Jahren erst richtig wahrgenommen. Würdest du sagen, dein Buch richtet sich vor allem an Einsteiger – oder auch an fortgeschrittene Spieler, Trainer und andere Basketball-Insider?

Sebastian:
Beides. Einsteiger bekommen auf 192 Seiten einen klaren Überblick über alles Wichtige. Gleichzeitig richtet sich das Buch auch an erfahrene Spieler oder Trainer. Kürzlich hat mich zum Beispiel Piet Van Hasselt, Trainer der neuseeländischen 3x3-Nationalmannschaft, angeschrieben und nach einer englischen Übersetzung gefragt. Das zeigt: Die Inhalte sind auch international relevant.

Max:
Ein spannender Teil deines Buches ist die Entstehungsgeschichte von 3x3. Kannst du kurz erklären, wie aus Streetball der organisierte 3x3-Basketball wurde?

Sebastian:
Gerne. Recherchematerial dazu gibt es nicht allzu viel. Die Adidas Streetball Challenge wurde 1992 ins Leben gerufen und prägte die 1990er Jahre. Adidas nutzte den Begriff „Streetball“, um Produkte zu vermarkten – mit Events, bei denen Stars wie Dikembe Mutombo, Detlef Schrempf oder auch Kobe Bryant auftraten, um ihre neuen Schuhe vorzustellen. Anfang der 2000er gab es eine Pause, bis die FIBA 2007 3x3 als Weiterentwicklung präsentierte. Drei Jahre später, 2010, wurde das Format bei den Olympischen Jugendspielen in Singapur getestet. Ab 2012 folgte mit der World Tour die Professionalisierung.

Max:
Du beschreibst auch den Weg zur olympischen Anerkennung. Was bedeutet dieser Schritt für die Sportart – und für dich persönlich?

Sebastian:
Für jede Randsportart ist Olympia ein Traum. Das IOC testet immer wieder neue Disziplinen – und wenn sie nicht zünden, verschwinden sie auch wieder. 2017 hat das IOC entschieden, 3x3 eine Chance zu geben. 2021 war die Premiere in Tokio. Der Erfolg bei Zuschauern und Medien war so groß, dass klar war: Paris 2024 und Los Angeles 2028 folgen. Damit hat sich 3x3 bei Olympia etabliert. Für mich persönlich ist es eine Bestätigung: Aus dem Streetball, den ich Anfang der 1990er gespielt habe, ist heute eine olympische Disziplin geworden.

Max:
Gibt es ein Kapitel in deinem Buch, das besonders viele Aha-Momente liefert?

Sebastian:
Ja, das Kapitel über die Regeln. Auf vier Seiten fasse ich die Unterschiede zwischen 3x3 und Hallenbasketball kompakt zusammen. Wer das liest, versteht sofort, wie anders diese Disziplin funktioniert – und bekommt garantiert ein paar Aha-Momente.

Max:
Du hast auch ein Interview mit Svenja Brunckhorst geführt, der Kapitänin der deutschen 3x3-Nationalmannschaft, die in Paris Gold geholt hat. Welche Aussagen von ihr haben dich besonders beeindruckt?

Sebastian:
Zum einen, dass Trainer im 3x3 nicht aktiv eingreifen dürfen – sie sitzen im Publikum – und trotzdem gibt es Kommunikations-Codes. Mal ruft jemand etwas von den Rängen, und die Spieler wissen sofort, welchen Spielzug sie spielen. Mich hat beeindruckt, wie kreativ Teams trotz Reglementierung Lösungen finden. Spannend fand ich auch Svenjas Sichtweise, dass 3x3 für sie eine völlig andere Sportart ist als 5-gegen-5. Viele Spiele an einem Tag, ständiges Hoch- und Runterfahren, Wind und Wetter – das ist eine ganz andere Dynamik.

Max:
Was siehst du selbst als größten spielerischen Unterschied?

Sebastian:
Das Tempo. Im 3x3 gibt es keine Zeit, sich über einen Pfiff zu beschweren – es geht sofort weiter. Nach einem Korb muss der Ball hinter die Zweipunktelinie, und dann läuft schon der nächste Angriff. Dazu die kurze Shotclock von 12 Sekunden und die doppelt zählenden Zweier: Spannung bis zur letzten Sekunde ist garantiert.

Max:
Welchen Rat würdest du jungen Spielerinnen und Spielern geben, die im 3x3 erfolgreich sein wollen?

Sebastian:
Treffe schnelle Entscheidungen – mit und ohne Ball. Im 3x3 musst du Situationen in Sekundenbruchteilen lesen: Attackieren, passen, werfen? Technik, Athletik und ein guter Wurf sind wichtig, aber der entscheidende Unterschied ist die Fähigkeit, unter Druck blitzschnell die richtige Wahl zu treffen. Wer das beherrscht, kontrolliert das Spiel.

Max:
Zum Abschluss: Wenn du dir zwei Dinge für die Zukunft des 3x3 in Deutschland wünschen dürftest – welche wären das?

Sebastian:
Mehr Aufmerksamkeit und mehr Präsenz in den Medien. Der Hype nach dem Olympiasieg 2024 ist leider etwas abgeflaut – vor allem, weil die Sportart nicht mehr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen stattfindet. Positiv ist, dass MagentaSport eingestiegen ist und internationale Turniere überträgt. Aber 3x3 muss in die Köpfe der Menschen – dafür braucht es Sichtbarkeit.

Max:
Vielen Dank für das Gespräch – sehr spannend und informativ! Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

Sebastian:
Danke, mir hat es auch großen Spaß gemacht.


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